Wunderliche Weltklugheit #23 - immer noch am Reisen, Inhalte und Trading
Moin.
Aktuell bin ich immer noch in Chiang Mai, was auch irgendwie mit jedem Tag besser wurde. Wenn ich immer nur so kurz an einem Ort bin, habe ich oftmals dieses Gefühl etwas zu verpassen und will dann so viel wie möglich und alles auf einmal und dann eskaliert das oft ;)
Deshalb bin ich im Winter und Frühling z.B. immer gerne auf den Kanaren, wo ich schon alles kenne und trotzdem ein angenehmes Wetter genießen kann :)
Aber zurück zu Chiang Mai: Die Stadt ist die zweitgrößte Thailands und hat trotzdem nur 135.000 Einwohner, von denen gefühlt die meisten in Massage Shops oder Restaurants arbeiten. Gibt wohl kaum eine Ecke oder Straße an denen es nicht mindestens eines von beidem gibt. Am ersten Tag hier war ich etwas frustriert, das um 0 Uhr alles zu macht, aber mittlerweile habe ich auch ein paar Clubs und Kneipen gefunden die bis 4 oder 5 Uhr morgens auf sind. Wenn ich jetzt hier nicht den Podcast machen würde, wäre ich jetzt dort und das würde wieder eskalieren ;)
Ich schlafe aktuell immer noch polyphasisch, auch wenn ich den Rhythmus etwas verschoben habe. Meist nachts ca. 3-4 Stunden und Tagsüber nochmal einen ganzen Schlafzyklus mit 90 Minuten. Wenn es durch Termine nicht anders geht triphasisch, das sind dann nachts ca. 4-5 Stunden und zwei REM-Schlafzyklen von ca 25 Minuten tagsüber. Auf Amazon gibt es das Buch „Besser Schlafen“ von Alexander Richter, in dem dieses extrem wichtige Thema schlafen etwas genauer beleuchtet wird :)
Außer trinken, arbeiten und schlafen gabs aber natürlich auch etwas Kultur und ein paar nette Gespräche mit interessanten Leuten. Wir haben uns Tempel angesehen, saßen wie die digitalen Nomaden mit Laptop im Cafe, haben sehr viel gegessen aber auch ein wenig gearbeitet. Meist aber nicht mehr als 2-4 Stunden am Tag bei mir, während die anderen beiden produktiver waren. Wer weniger produktiv ist kann mehr unternehmen und das habe ich dann auch mal alleine gemacht.
Alleine wegzugehen ist sowieso eine ganz andere Erfahrung und eine gute Sache. Letztendlich hast du dann zwei Möglichkeiten, du trinkst alleine dein Bier oder lernst Leute kennen und eigentlich passiert mir fast immer das Letztere.
Vom DJ, einem Autor einer dramatischen Liebesgeschichte, über Ladyboys bis hin zum Weltreisenden der nicht einmal geflogen ist bisher und die Transsibirische Eisenbahn gefahren ist, war alles dabei. Etwas häufiger gab es auch Teilnehmer eines Yoga- oder Meditations-Retreat, was anscheinend auch einige Leute hier herzieht. Man kann sich in Klostern hier in der Nähe völlig von der Außenwelt zurückziehen und täglich mehrere geführte Meditationen mit den Mönchen machen.
Ich rede ja jetzt schon immer so ruhig, wenn ich jetzt noch sowas machen würde... dann würde ich wohl selbst beim Einsprechen einschlafen ... also erstmal kein Retreat für mich, aber etwas Yoga im Park und morgen auch endlich mal wieder bisschen Sport :D
Was mir aber auch aufgefallen ist, dass es alles nur „oberflächliche“ Einblicke in diese interessanten Lebensgeschichten sind. Quasi wie durch den Instagram Feed einmal durchscrollen. Portionierte Freunde wie Tylor Durden einst so schön sagte.
Du siehst die besten Ausschnitte, die Reisen, die schönsten Bilder und dann reisen die Leute schon weiter. 4 von 5 Leuten an dem Abend mit denen ich mich länger unterhalten habe, reisten am nächsten Tag schon weiter. Wirklich langfristige tiefergehende Beziehungen aufzubauen, ist da schwer.
Auf Instagram findest du meist nicht den langweiligen TV-Abend, die langweilige Stulle zum Frühstück, den normalen Weg zu Arbeit, die Abende wo man alleine ist oder es einem nicht so gut geht, die Selbstzweifel oder anderen negative oder alltägliche Situationen/Gefühle. Es sind aber auch genau diese schwachen Momente, die uns verbinden und anderen Menschen näher bringen. Ein paar mal habe ich noch Kontaktinfos ausgetauscht und wir werden sehen, welche der Menschen wirklich einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben und ob solche Kontakte bestehen bleiben.
Toll fand ich jedenfalls, dass es alles Menschen waren, bei denen ich das Gefühl hatte, sie streben danach etwas zu werden und nicht nur etwas zu haben. Die meisten sind wie ich nur mit einem Rucksack unterwegs. Hier geht es nicht um Besitz und Status es geht darum sich selbst zu finden, die eigenen Stärken und Schwächen und das Leben selbst in die Hand zu nehmen und zu gestalten. Genau das, was Erich Fromm damals in seinem Meisterwerk „Vom Haben zum Sein“ schon andeutete, auch sehr empfehlenswertes Buch.
In Deutschland habe ich oft das Gefühl, dass Menschen Dinge tun, nicht um glücklich zu werden, sondern um anderen keine Angriffsfläche zu bieten. Alles schon nach Standard und Norm. Nicht auffallen und nicht zu individuell. Dann doch lieber eine geile Lücke im Lebenslauf ;)
Was mir bisher auch sehr positiv aufgefallen ist, neben der Freundlichkeit der Thailänder, auch ihre enorme Hilfsbereitschaft. Wenn Sie sehen, dass du Probleme mit dem Stäbchen essen hast, bringen sie sofort Besteck, sie helfen sich gegenseitig beim Einparken, wenn sie sehen, da will jemand in eine Parklücke. Mir ist das Band des Flip Flops gerissen, und ich ging mit dem Schuh in der Hand barfuß nach Hause und sofort hat ein Thai angeboten, den Schuh zu reparieren und lauter so kleine Sachen die einfach zeigen wie aufmerksam und rücksichtsvoll sie anderen gegenüber sind. Alleine wie viele Warnungen ich hier jeden Tag erhalte, weil ich so groß bin und mir nicht den Kopf stoßen soll (Was trotzdem oft genug passiert ;) .
Der Straßenverkehr, der zunächst so chaotisch wirkte, erscheint mir aktuell sogar sicherer als manch deutsche Stadt. Jeder ist rücksichtsvoll und es ist ein Miteinander, wenn jemand sieht, da will einer über die Straße, dann hält man an oder fährt langsamer, auch wenn Ampeln, Fußgängerwege oder Spuren völlig ignoriert werden. Unfälle oder Probleme habe ich noch gar keine gesehen und auch Polizei sieht man hier kaum. Es scheint einfach zu funktionieren, auch ohne tausend Vorschriften wie bei uns daheim.
Zu den Preisen hier kurz nochmal ein paar Worte. Ich habe hier Leute getroffen die mit 300$ bis 600$ im Monat ganz gut auskommen. Wir leben hier etwas teurer, da wir statt einem Gericht oftmals 2 oder 3 bestellen und auch relativ viel trinken und ausgehen aber man kann hier schon sehr günstig leben.
Unser Haus hier mit 4 Etagen 3 Balkonen, 3 Bädern und Schlafzimmern und sicher über 150m2 kostet uns ca. 70 Euro pro Nacht. Einmal Essen gehen ca. 2-3 Euro pro Gericht und das Bier ca. 2-3 Euro in den Kneipen. Benzin liegt bei unter einem Euro pro Liter und auch Lebensmittel sind für deutsche Verhältnisse sehr günstig. Einheimische kommen hier teilweise mit umgerechnet ca 100 Euro pro Monat aus, wenn Sie einfachen Tätigkeiten wie einem Hoteljob nachgehen.
Also kann ich es mittlerweile schon verstehen, dass es für Gründer und Leute die remote arbeiten können attraktiv ist, in ein derartiges Land zu gehen. Die hohe Steuerlast fällt völlig weg, bzw. wer sein Einkommen hier versteuert, zahlt ca. 10% und die Lebensqualität ist bisher recht ähnlich. Insbesondere was Essen und Sozialverhalten angeht, sogar deutlich höher. Ich habe erstmal noch ein paar Reisen geplant, aber dann werde ich diese Möglichkeit vielleicht auch ernsthaft wieder in Betracht ziehen.
Was ich auch sehr spannend fand, war dass die Nutzung von Smartphones hier viel weiter ist als in Deutschland, weil natürlich auch das Internet wesentlich besser und günstiger ist.
Während man in Deutschland noch den Datensparmodus benötigt und Updates und größere Downloads nur über das WLAN macht, ist das alles hier nicht notwendig. Dadurch ändert sich auch das Verhalten der Leute. Ich glaube, wer Apps entwickeln will oder neue App Ideen sucht, sollte unbedingt mal Richtung Asien sehen, was hier so möglich ist.
Die beliebtesten Messenger hier wie WeChat oder Line, sind WhatsApp um Welten überlegen. Von Bitcoin Zahlungen, finden von neuen Leuten in der Umgebung, vereinfachter Kontaktaustausch per QR-Code usw. bis zum vollständigen mobilen Bezahlen ist hier so viel mehr möglich. Das oftmals auch in kleinen normalen Läden oder im Fitnessstudio.
Wenn Deutschland irgendwann mal vergleichbar gutes mobiles Internet und ein paar fortschrittliche Politiker bekommen sollte, werden solche Technologien und das Nutzerverhalten sich dort auch anpassen. In dem Sinne ein kleiner Blick in die Zukunft :)
Ja und damit bin ich ein wenig schon beim Business-Thema.
Erstmal wieder ein kleiner Einblick in ein Geschäftsmodell von hier.